Am Montag, 18. April 2016 war es dann also so weit, ich wurde für meine Operation stationär im Krankenhaus Nordwest in Frankfurt aufgenommen.
Meine Mama war am Sonnabend zur moralischen Unterstützung aus Lübeck gekommen und begleitete ihr „Baby“ ins Krankenhaus. Ja, ich kann wohl auch 80 werden. Wenn meine Mama noch am Leben ist, bin ich auch dann noch das Baby.
Es folgte ein ganzer Schwung an Voruntersuchungen: Magenspiegelung (wobei dann gleich noch ein Heliobakter festgestellt wurde, aber um den kümmern wir uns nach der OP), Ultraschall von eigentlich allem, EKG, Lungenfunktionstest – habe ich etwas vergessen? Nein, ich glaube, das war es.
Dazwischen dann die Aufnahme, denn der administrative und organisatorische Kram darf natürlich nicht vergessen werden.
Leider wurde die Magenspiegelung als letzes gemacht, am frühen Nachmittag. Ich hatte also mal wieder Hunger und Durst. Und vor der Untersuchung hatte ich auch wirklich Respekt. Weiss gar nicht, wieso. Davon merkt man ja gar nichts und die Wartezeit auf dem Flur war länger als die Untersuchung selbst.
Und endlich durfte ich auch wieder trinken. Es gab also stilles Wasser und Instantbrühe aus dem Glas. Besser als nichts.
Dienstag Morgen dann der schon beschriebene Weg in den OP. Gerade noch erzählt und alles wurde schwarz.
Meine nächste Erinnerung? Naja, wenn man den benebelten Zustand im Aufwachraum „bewusste Erinnerung“ nennen darf. Auf alle Fälle war es das dringende Bedürfnis nach einer Nierenschale, denn mir war übel.
Entschuldigung, ab hier wird’s unappetitlich 🙂
Ich bitte um Entschuldigung, das ist kein nettes Thema, aber es war so. Es ist erstaunlich zu welchen Reflexen der Körper fähig ist. Ich wachte auf, nur um irgendwie „mir ist schlecht“ zu lallen und schon ging es los.
Und was soll ich sagen, es hörte die nächsten beiden Tage nicht mehr auf. Ich plünderte die Vorräte im Equipment-Schrank im Krankenzimmer und übergab mich ohne Vorwarnung. Naja, wass bedeutet schon „übergeben“, wenn man nichts zu sich nimmt und die Verbindung zur Magensäure auch gekappt ist? Es war eigentlich nur blutiger Schaum. Moment mal, ich spucke Blut?? Das kennt man doch nur von TBC-Horrorgeschichten. Nein, ich hatte kein TBC – natürlich nicht.
Meine Chirurgin erklärte mir, dass es bei der OP zu Einblutungen in den Magen kam. Und wenn im Körper Blut an Orten auftaucht, wo es nicht hingehört, dann gilt das als Fremdkörper und es gibt nur eine Devise: raus damit, egal wie! Und der kürzeste Weg vom Magen raus, ist nunmal nach oben.
Ich saß also mit meiner Nierenschale unterm Kinn festgeklemmt in meinem Bett und würgte vor mich hin.
Das ewige Brechen war mir so unangenehm, dass ich mich ständig entschuldigte: bei Schwestern und Pflegern, die meine Bettwäsche wechseln mussten, bei Ärzten, die ihre Visite kurz unterbrechen mussten, weil ich mal wieder „anderweitig beschäftigt“ war. Bei jedem Besucher, der kam und dessen erster Blick ins Zimmer auf mich traf, wie ich über der Nierenschale hing.
Bei meinen Eltern, denn ich weiss genau, dass meine Mama hart im Nehmen ist, aber bei Erbrochenem kann sie sich eigentlich gleich neben mich setzen. Wohingegen mein Papa, der für den Tag der OP und den folgenden Mittwoch extra runtergekommen war, mir in typischer väterlicher Manier „wenig liebevoll“ den Mund abwischte.
Und entschuldigt mal, auch mit 42 Jahren kann man noch jammern, dass man bestimmt sterben muss, wenn man knapp 2 Tage über dem Eimer bzw. der Nierenschale hängt.
Ich verspreche, ab morgen wird es wieder besser!
Ein Gedanke zu “Ich muss bestimmt sterben…..”