Der Kopf wird nicht mit operiert

„Eines müssen Sie bedenken, Frau Schmidt. Der Kopf wird nicht mit operiert“.

Oder

„Seien Sie sich im Klaren darüber, dass der Kopf nicht mit operiert wird“

oder

„Immer daran denken, der Kopf wird nicht mit operiert“

 

Ja doch, ich habe es verstanden… blablabla.. Kopf nicht mit.. blabla.. operiert.. blabla..

 

Okay, ich gebe es zu, ganz so schlimm (mit dem blablabla) war es nicht, ich habe in den Vorbereitungsgesprächen zu meiner Magenbypass-OP sehr genau zugehört. Aber irgendwann war der Satz dann auch über.

Dabei habe ich genau verstanden, was meine Chirurgin mir damit sagen wollte. Der Körper schmeisst das Gewicht zu Beginn so schnell ab, dass der Kopf da gar nicht mitkommt. Man sieht sich doch lange noch als „Dicke“. Und es stimmt. Ich habe es ja auch ewig nicht GESEHEN.

Es gab dann so ein paar Schlüsselmomente, bei denen es mir dann aber auch aufgefallen ist.

Meine OP ist jetzt 1 Jahr und fast vier Monate her. Jetzt ist der Kopf doch wohl angekommen, oder? Sollte man meinen.

Und viele „Dicke“ Momente habe ich ja auch hinter mir gelassen.

Ich setze mich zum Beispiel auf Klappstühle. Oder steige auf Dinge wie Kisten, Stühle oder Leitern. Nicht gerne, aber ich mache es.

Ich frage im Flieger auch nicht mehr automatisch nach einer Gurtverlängerung und kaufe Klamotten von der Stange.

Der „Dicke“ Moment

Aber ab und an gibt es sie noch.. diese „Dicke“ Momente.

0_bigLetzte Woche zum Beispiel. Ich war beim Training mit Moritz und er schleppte diese Trainingsbarren an. Wir benutzen die öfter mal. Aber bisher nur zum Abstützen oder Gleichgewicht halten.

Diese Dinger hier!

Die geplante Übung war etwas anders, ich sollte mich von oben frei darauf abstützen, dazu die Beine angezogen.

Ja, genauso habe ich übrigens auch geguckt!

Moritz machte sie also vor, ich guckte ihn zweifelnd an und dann kam der folgende Dialog:

„Und du bist sicher, das Ding hält mich“. Er hat mich wohl missverstanden, denn er antwortete „ja, Du hältst Dich selbst“.

„Nee, Du bist sicher, das Ding hält mich?“

Er guckte mich total  verwirrt an. „Es hat mich ja auch gerade gehalten“

„Du wiegst ja auch um einiges weniger als ich“

„Bestimmt nicht! Heute morgen gewogen: 99,7kg“

„Im Leben nicht!“

„Doch!“

so ging das dann noch ein paar Mal hin und her.. bis ich dann sagte „Dann wiegst Du ja doch viel mehr als ich“

Ihr versteht was ich meine.

Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich in das alte „Dicke“ Muster verfallen bin und überhaupt nicht einschätzen konnte, wieviel ich wiege und welche Auswirkungen das hat. Ich war voll drin im alten Gedanken, dass das Ding unter mir zusammen brechen würde, ich über den boden rolle und wie ein Maikäfer auf dem Rücken nicht mehr hochkomme.

Ähem ja Barbara – man kann das Kopfkino auch zu weit treiben.

Achtung Spoiler .. es hat gehalten 🙂

Das sind die Momente, auf die alle Ärzte einen vorbereiten wollen. Wenn der Kopf nicht realisiert, was der Körper geleistet hat. Manche bekommen das überhaupt nicht hin. Und benötigen schon vor der OP psychologische Hilfe dabei.

Und deswegen ist die psychologische Begleitung nach der Magenbypass OP so wichtig.

Ich gehe heute noch einmal die Woche – jedenfalls noch ein paar Wochen, dann sind meine Stunden vorbei.

Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es ohne so gut hingekriegt hätte.

 

 

 

Ein Gedanke zu “Der Kopf wird nicht mit operiert

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