Unser erster Tag auf dem Rheinsteig

Seit meiner Magenbypass OP und dem damit verbundenen Gewichtsverlust habe ich meine ganz persönliche „bucket list“ von Dingen, die ich unbedingt machen bzw. erreichen möchte.

Ein Punkt darauf war zum Beispiel die Besteigung des Feldbergs im Taunus. Der liegt ja quasi direkt bei mir vor der Haustür.

Ein anderer Punkt ist der Rheinsteig. Der verläuft in Süd-Nord-Richtung von Wiesbaden nach Bonn und ich möchte ihn einmal ganz durchlaufen. Er besteht aus 21 Etappen zwischen 12km und 24km pro Etappe.

Über diverse individuelle Tagestouren in diesem Jahr (z.B. über den Klostersteig) hatte ich die ersten vier der 21 Etappen schon hinter mich gebracht. Und dann sah ich auf tchibo.de, dass die eine 5-tägige Wanderreise über den Rheinsteig anbieten. Keine geführte Tour, aber der Vorteil wären die im Voraus gebuchten Hotels und der Gepäcktransport dorthin. Man war also bei der Wanderung nur mit dem normalen Tagesrucksack ausgerüstet.

Eine kurze Nachfrage bei meiner Schwester und die Tour war gebucht. Nach nochmaligem Lesen stellte sich dann heraus, dass „5-tägige Wanderreise“ sehr ambitioniert war. Denn der erste Tag bestand aus der eigenen Anreise und der letzte Tag aus der Abreise. Es blieben also 3 Wandertage auf dem Rheinsteig.

Wie sich heraus gestellt hat, reichte das auch vollkommen aus, wenn man vorher noch nie Mehrtagestouren gemacht hat.

Und heute geht es um unsere erste Etappe – Von Rüdesheim nach Lorch

Dabei handelte es sich gleich um die längste Etappe unserer drei Tage: 21,5 km mit einer geschätzten Wanderzeit von fünf bis sechs Stunden.

Aber fangen wir am Anfang an. Am Freitag reisten wir mit der Bahn von Frankfurt nach Rüdesheim und trotteten mit unseren kleinen Rollkoffern durch die historische Altstadt zu unserem ersten Hotel. Habt Ihr schon mal darauf geachtet, was für ein Heidenlärm Rollkoffern auf Kopfsteinpflaster verursachen? Es war fast ein bißchen unangenehm und ich habe mich gefragt, ob die Anwohner dort auch mal froh sind, wenn die Wandertouristen endlich wieder zu Hause bleiben 🙂

Im Hotel Höhn angekommen, erwartete uns unser Wanderpaket von EUROHike, dem Reiseveranstalter. Das bestand aus dem Tourenbuch, den Vouchers die wir für unsere beiden Extras benötigten: die Weinprobe am ersten Wanderabend und die Rücktour mit dem Rheindampfer von St. Goarshausen nach Rüdesheim, für jeden Wanderer einen Schalkragen (sehr zu empfehlen) und einem Brustbeutel. Ja, Ihr habt richtig gelesen, ein Brustbeutel, in dem das Tourenbuch verstaut werden konnte. Eigentlich sollte meine Schwester ihn nur für das erste Foto umhängen, aber irgendwie habe ich ihn dann die ganze Tour über getragen. Ich bin auf unseren gemeinsamen Urlauben immer die Navigatorin. Egal ob Auto oder Wandertour.

Aber erstmal haben wir uns eingerichtet, dann aber gleich einen von unseren Rucksäcken geschnappt, mit dem nötigsten gepackt und uns in Richtung Seilbahn bewegt. Wir waren uns einig: wir laufen die nächsten 3 Tage noch genug. Den ersten „Aufstieg“ zum Umgucken machen wir mit der Seilbahn. Also nichts wie rein in die kleine Kabine und hoch zum Niederwald-Denkmal und zur Germania.

Endlich geht’s los!

Am nächsten Morgen hat dann jede von uns ihren eigenen Rucksack gepackt, es wurden die Wanderschuhe geschnürt und dann hiess es: endlich geht’s los!

Und hier der angepriesene Brustbeutel, der irgendwann in meinen Besitz über ging

Dieses Mal liessen wir die Seilbahn links liegen und nahmen den Aufstieg zur Germania in Angriff. Und eines sage ich Euch: loslaufen und gleich in den Berg bzw. auf den Stufenweg zu gehen, war schon echt heftig. Ich war ja noch nicht mal warm, als die Steigung schon losging. Gut, das mit dem „warm werden“ hatte sich dann schnell erledigt.

Oben an der Germania genossen wir nochmal die tolle Aussicht über den Rhein, bogen dann aber schnell ab, um auf dem Rheinsteig weiterzuwandern.

Entlang des Weges finden sich viele Aussichtspunkte, von denen man eine tolle Fernsicht über den Rhein hat. Und es dauert nicht lange, da erreicht man die „Laadhütte“, der erste von vielen Weinautomaten zur Selbstbedienung.

Die funktionieren ganz einfach. Wie an einem Zigarettenautomaten wird per Personalausweis das Alter nachgewiesen, damit öffnet sich die Kühlbox, darin stehen verschiedenen Weinsorten. Im Schrank selber stehen Gläser und bezahlt wird per Banküberweisung oder Paypal – alles auf Vertrauensbasis.

Meine Schwester und ich wollten keine ganze Flasche nehmen, wir hatten ja noch 18km vor uns. Aber eine andere Wandergruppe vor Ort lud uns auf ein Gläschen ein. Die und weitere Wanderer sollten wir auf unserer Reise immer wieder mal treffen.

sehr zum Wohl

Ab es wurde sich nicht lange ausgeruht. Weiter gings über die Rossel bis hin zur „Zauberhöhle“. Dort saßen wir zur Rast draussen und wollten uns die eigentlich auch anschauen. Aber jeder, der sie wieder verliess, schüttelte nur den Kopf und meinte, es wäre es nicht wert. Im Gegenteil, es wäre sogar eine Enttäuschung. Wir wanderten also weiter in Richtung Assmannshausen. Vorbei am Wildgehege und der Seilbahn, die direkt runter in den Ort führte.

Aber wir waren ja zum Wandern hier, also nahmen wir den langgezogenen Abstieg in den Ort, nur um dort an der Kirche scharf abzubiegen, um die Stufen wieder in Richtung Rheinsteig zu nehmen.

Oben angekommen, gingen wir nur ein kleines Stück auf der Straße, um dann gleich wieder in die Weinberge abzubiegen. Es ging in Serpentinen immer bergan bis zur Rotweinlaube.

Aber hier war der Anstieg noch nicht zu Ende. Und jetzt zeigte sich, warum der Rheinsteig ein „Steig“ ist. Es ging über kurze seilgesicherte Passagen und schmale Pfade über den Hang.

Als wir das hinter uns gebracht hatten, ging es ab hier auf breiteren schönen Wanderwegen „immer geradeaus“. Bergauf und Bergab. Immer wieder durch Weinberge, in denen die Weinlese gerade begann. Vorbei an Unterständen und Hütten. Der Weg ist wirklich gut in Schuss gehalten. Die Beschilderung ist großartig und sicher. Manchmal muss der Blick ein Stück weiter nach vorne in die Kurve gehen, ob wir an der Abzweigung richtig sind, aber das war es dann auch schon.

Ab und an mussten wir durch Wildzäune hindurchgehen, die die Weinberge schützen sollten. Der Ausblick von den Weinbergen lud immer wieder zum kurzen Verweilen ein. Das musste auch sein, um wieder zu Atem zu kommen.

Die letzten 1 km bis 2 km ging es dann immer bergab in Richtung Lorch. Und ich kann Euch sagen, wir waren froh, dass wir fast am Etappenziel angekommen waren. Die Füße begannen zu kochen, die Waden taten weh und wenn ich nach der Tour keinen Knackhintern habe, dann weiß ich auch nicht.

Angekommen!

Und dann war die erste Etappe geschafft!

Unten in Lorch angekommen ging es in das nächste Hotel für die Nacht. Wir waren im Arnsteiner Hof untergebracht. Und zu dem Hotel fällt mir nur ein Wort ein: herzallerliebst!

Es ist sehr einfach, von der Einrichtung her fast etwas trutschig – über Geschmack lässt sich streiten. Aber die Wirtin ist das beste, was einem als Gast passieren kann. Sie gibt Tipps, achtet darauf, dass man alles hat, was man braucht. Der Proviantbeutel für den nächsten Tag war im Frühstück mit inbegriffen.

Sie achtete sogar am nächsten Morgen darauf, dass wir sicher über die Straße kamen ..

Und am nächsten Morgen ging es weiter von Lorch nach Kaub – das erzähle ich Euch in meinem nächsten Blogpost.

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