Wir erreichten also Galtellí und folgten ab der Ortseinfahrt den Beschilderungen zum Antico Borgo. Gefühlt hat jede Unterkunft und jedes Restaurant an jedem Kreisverkehr und jeder Kreuzung ein Schild aufgestellt.
Spoiler Alert: es gibt nur zwei Restaurants im Ort.
Wir fuhren also immer weiter ins „Centro Storico“, in das historische Zentrum. Das darf man sich jetzt aber nicht wie eine historische Altstadt wie z. B. Lübeck vorstellen. Es sind einfach nur die ältesten Häuser der Stadt. Und die engsten Gassen – ich war dankbar für unseren kleinen Fiat. Bei den letzten beiden Abbiegungen musste dann das Navi einspringen und schon standen wir direkt vor der Tür.
Papa blieb erstmal im Wagen und ich betrat den Hof. Auf meinen Blick, um mich zu orientieren hörte ich von einem jungen Mann nur ein „dicami“ (in dem Kontext wohl am besten mit „Ja bitte“ oder „Was gibt es“ übersetzt). Es stellte sich heraus, dieser junge Mann war Andrea, unser Gastgeber in der Albergo. Wir sollten in den nächsten Tagen noch viel mit ihm zu tun haben.
Aber der Reihe nach.
Der Hof sieht zauberhaft aus, wie auf den Fotos bei Expedia, wo die Albergo Antico Borgo übrigens mit 9,2 von 10 Punkten bewertet ist – ein Grund, warum die Wahl auf diese Unterkunft fiel.


Gebucht und bestätigt bekommen hatte ich ein 3-Bett-Zimmer zur Nutzung als Doppelzimmer. Bekommen haben wir … eine Zelle! Ich kann es nicht anders sagen. Es war ein enges, dunkles, kleines Zimmer mit einem Doppelbett. Versteht mich nicht falsch, ich habe kein Problem, mir mit meinem Papa ein Bett zu teilen, aber ich hätte ganz gerne das, was ich gebucht und auch bezahlt habe.
Aber noch regten wir uns nicht auf. Auch nicht über die mangelnde Ablagefläche im Schrank oder der Kommode. Oder die fehlenden Haken für Handtücher im Bad oder über generell das schraddelige Bad.
Was das Fass allerdings zum Überlaufen brachte, war der nasse Fußboden am nächsten Morgen im Bad. Die Toilette leckte! Und zwar aus dem Standfuß. Der gesamte Boden und damit auch die Dusche (alles eine ebene Fläche) war eklig nass.
Wir haben bei den beiden Angestellten sofort darum gebeten, das Zimmer zu tauschen und ihnen gezeigt, was los ist.
Andrea kam ca. 10 Minuten später, sah es sich an und meinte nur „okay, I fix it“. Seit der Beschwerde redet er übrigens nur noch Englisch mit mir, selbst wenn ich italienisch rede – die besten Freunde werden wir nicht mehr.
Am Abend war die Toilette frisch mit Silikon versehen und wir hofften das Beste. Allerdings hatte der Papa, der ja nun schon die ein oder andere Toilette in seinem Leben repariert hat, ihm gesagt, das wird nichts. Ihm sogar erklärt, worauf er achten muss.
Abends hielt alles dicht, aber am nächsten Morgen war der Boden wieder nass. Also wieder bei Andrea angerufen. „L‘acqua è tornata“ (Das Wasser ist zurück). Jetzt forderte ich dann doch energisch nach einem anderen Zimmer. Weder der Papa noch ich hatten bisher geduscht, weil wir beide nicht barfuß in dieses Bad gehen wollten. Zeitgleich wurde unsere Laune immer schlechter, weil Gäste, die nur ein oder zwei Nächte blieben, die oberen größeren Zimmer bekamen und wir hier für 11 Nächte in der Zelle eingesperrt waren.
Einem Zimmertausch verweigerte sich Andrea immer noch (es waren mittlerweile 3 Tage), aber jetzt solle der Klempner her.
Am Abend kamen wir von unserem Tagesausflug zurück und man konnte sehen, dass gearbeitet wurde, allerdings auch, dass das Wasser bereits an einigen Stellen schon wieder durchdrückte.
So, jetzt hatte ich wirklich die Schnauze voll und kontaktierte Expedia, über die ich gebucht hatte. Ich wollte wissen, welche Optionen ich hatte. Am liebsten wäre ich hier ausgezogen und hätte mir etwas neues gesucht. Es waren mittlerweile so viele Dinge zusammen gekommen.
Als Beispiel: Zimmerreinigung ist wohl im Preis nicht inbegriffen. Es steht aber auch nirgends ein Besen oder so bereit, um mal durchzufegen. Angeblich hat das Antico Borgo Parkplätze – jedenfalls laut Beschreibung bei Expedia. Stimmt in soweit, dass man bergab, da wo die Gassen breiter werden, an die Wand gequetscht parken darf. Die sardische (Gast-)Freundlichkeit findet man hier nicht. wirklich. Das herzlichste sind noch die beiden Hauskatzen, zwei richtige Knutschbacken!
Expedia kontaktierte Andrea direkt mit der Aufforderung, uns ein anderes Zimmer zur Verfügung zu stellen. Bei denen hat er sich wieder versucht, mit dem Klempner herauszureden, aber ich blieb hartnäckig. Also bekamen wir für den nächsten Tag ein neues Zimmer zugesagt. Wir packten also am Abend unsere Sachen und stellten alles neben die Tür, damit er sie währen unserer Abwesenheit (wir waren schon früh weg) umziehen konnte.
Wir kamen abends aus Oristano zurück und wurden von Andrea in das neue Zimmer geführt. Mit einem „Enjoy your stay“ öffnete er die Tür – zu einem immer noch sehr einfachen, aber größeren, helleren Zimmer mit Doppelbett und Stockbett sowie einem neu gemachten Badezimmer. (Aber immer noch zu wenig Haken für Handtücher;))
Seitdem ist der Kontakt höflich distanziert und beschränkt sich auf das Wenigste.
Und jetzt ging für uns der Urlaub dann wirklich los, denn die Situation mit der Unterkunft hat uns doch sehr zugesetzt.
Was ein schönes – oder eben nicht schönes – Zimmer doch ausrichten kann.