Nachdem die Kostenübernahme der Krankenkasse also da war und ich den OP Termin für den 19. April vereinbart hatte, ging am Dienstag nach Ostern die „Flüssigphase“ zur Vorbereitung los.
Nach Absprache mit der Ernährungsberaterin im Krankenhaus Nordwest hatte ich mich für das Optifastprogramm entschieden.
Ich hätte die Flüssignahrung auch selbst zubereiten können, aber ich kenne mich ja: je einfacher, desto besser.
Das Optifastprogramm besteht aus 5 Shakes pro Tag. Damit nimmt man die Mindestmenge von 800 Kalorien zu sich. Das ganze sollte sich auf nicht mehr als vier Mahlzeiten pro Tag verteilen. Die Shakes gibt es in sechs Geschmacksrichtungen, aufgeteilt in süß und salzig: Kaffee, Schokolade, Vanille und Erdbeere sowie Kartoffel-Lauch und Tomate.
Die Shakes kosten 2,20 Euro pro Tüte, sind also nicht wirklich günstig, aber mir war es wichtig, dass es für mich so einfach wie möglich war. Besonders am Arbeitsplatz.
Wichtig ist, dass man sich nicht nur auf eine Ausrichtung konzentriert, sondern sowohl süß also auch salzig zu sich nimmt. Zum Verfeinern kann man sich an Zimt, Kardamon, Pfeffer, Schnittlauch etc. bedienen. Man sollte kein Salz verwenden. Das habe ich leider nicht ganz durchgehalten.
Dazu gilt eine Flüssigkeitsaufnahme (Wasser oder ungesüsster Tee) von drei Liter. Damit hatte ich zum Glück überhaupt keine Probleme.
Die Shakes habe ich jeweils für eine Woche im Krankenhaus bestellt. Ich hatte mich für Schokolade, Kaffee, Vanille und Kartoffel-Lauch entschieden. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass Erdbeere nur fürchterlich künstlich schmecken kann. Eine Woche später sollte mein Gefühl mir Recht geben.
Ansonsten schmeckten die Shakes sogar sehr gut. Bis auf Vanille, aber auch das war zu trinken. Es ging halt.
Dienstag lief alles prima. Morgens etwas Süßes, Mittags etwas Salziges und Süßes, Nachmittags wieder etwas Süßes und Abends etwas Salziges. Leider hatte ich mich zum Ende der Woche mit meiner Bestellung etwas verrechnet, denn für die letzten Tage hatte ich irgendwie nur noch Süßes, das den ganzen Tag ist dann schon gewöhnungsbedürftig.
Dann kam der Mittwoch. Und was soll ich sagen? Ich hatte Hunger. Und zwar von dem Moment an, als ich morgens die Augen aufmachte.
Und das ist vielleicht ein fürchterliches Gefühl, morgens mit sooooo einem Loch im Magen aufzuwachen!
Verhandlungen mit sich selbst
Ich frühstückte zu Hause gemütlich und nahm mir meine Shakes für Mittags und Nachmittags mit ins Büro. Aber der Hunger wurde nicht weniger. Und ich meine nicht so das „ach, ich könnte mal ewas essen“-Gefühl, sondern HUNGER!!!!
Und auf dem Weg von meinem Arbeitsplatz zu meiner Haustür muss ich an vier Bäckereien und drei Lieferdiensten vorbei. Auf dem Heimweg fing ich an, mit mir selbst zu verhandeln: „Barbara, Du hast noch einen Shake übrig, den trinkst Du zu Hause. Wenn Du dann noch Hunger hast, holst Du Dir etwas zu essen“ Innerlich schrie ich mich an, nicht so verflucht vernünftig zu sein. Ich hatte Hunger, verflixt!
Aber meine Vernunft siegte und ich blieb bei meinem flüssigen Abendesssen und noch einem Liter Wasser dazu. Juhuuu.. erste Herausforderung geschafft.
Die nächsten beiden Tage waren allerdings noch schlimmer. Nur hatte ich keinen Hunger mehr, sondern Kopfschmerzen, eigentlich eher eine heftige Migräne. Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit, alles dabei. Ich konnte kaum den Kopf vom Kissen heben. Es war so schlimm, dass ich mich für die zwei Tage krank melden musste. Ich habe es gerade so geschafft, meine Shakes runterzuwürgen. Dazu brachte ich es vielleicht auf 1,5 Liter, statt auf drei.
Am Sonnabend ging es mir dann viel besser, mein Organismus hatte sich an die neue Nahrung gewöhnt und Hunger hatte ich auch keinen mehr. Wie beim Heilfasten auch, bemerkte ich aber eine Empfindlichkeit was die Zimmertemperatur angeht. Ich saß also jeden Abend unter meine Kuscheldecke.
Die restlichen 2 Wochen verliefen ohne große Ereignisse. Beim Bestellen der Shakes achtete ich allerdings darauf, dass ich 2 salzige Varianten pro Tag hatte und ich bestellte die Tomatensuppe dazu. Auch die ist wirklich lecker, allerdings musste ich etwas nachsalzen. Ich kann zum Abendessen nichts Süßes essen.
Dann kam der Freitag vor meiner Operation. Ich saß zu Hause und auf einmal traf es mich wie der Schlag. Ich würde für die nächsten 3 Monate keine wirkliche feste Nahrung zu mir nehmen können. Und danach nur in Miniportionen. Das war zwar genau das, was ich wollte, aber Moment mal: 3 Monate lang keine Pizza??
Ich weiß auch nicht warum, aber ich wurde den Gedanken nicht mehr los und habe zwei Stunden lang mit mir gerungen und mir dann doch eine kleine Pizza bestellt. Asche auf mein Haupt.
Bereue ich es? Nein, überhaupt nicht. Sie war total lecker und war sozusagen mein Abschiedsessen.
Sonnabend und Sonntag gab es wieder 5 Shakes und am Montag Morgen ging es ins Krankenhaus für die stationäre Aufnahme.